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März 2023 / MARKETS & ECONOMY

US-Banken: Sollten die Anleger ihre Bedenken revidieren?

Die kürzlichen Pleiten von zwei Regionalbanken hatten andere Ursachen als die Bankenzusammenbrüche während der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009

Durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB Financial) sowie der New Yorker Signature Bank sorgen sich einige Anlegerinnen und Anleger über etwaige systemische Risiken im Bankensystem und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes – doch sind diese Sorgen begründet? Zwei unserer Analysten für Anlagen im Finanzsektor haben sich kürzlich mit diesen Fragen beschäftigt und mit Steph Jackson, dem Leiter von T. Rowe Price Investment Management, darüber gesprochen, wie sie die Aussichten für den Bankensektor beurteilen

Die kürzlichen Pleiten der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank hatten andere Ursachen als die Bankenzusammenbrüche während der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009

  • Die meisten Bankenpleiten werden entweder durch massive Probleme im Kreditportfolio einer Bank oder durch eine Liquiditätskrise, allgemein bekannt als Bankenansturm, verursacht.
  • Während der globalen Finanzkrise waren große Probleme mit den Kreditbeständen von Banken – insbesondere mit der Bonität der Immobilienkredite – der Auslöser für eine Pleitewelle im Bankensektor.
  • Für den Zusammenbruch der SVB und der Signature Bank waren dagegen Liquiditätskrisen verantwortlich, weil Einleger eilig ihre Gelder abzogen.
  • Die Anlagen in langfristigen Anleihen in der Bilanz der SVB verloren infolge der Zinserhöhungen der US-Notenbank (Fed) an Wert, was die Probleme verschärfte.

Durch die geldpolitische Straffung der Fed ist ein Umfeld entstanden, in dem Anleger möglicherweise ihre Einlagen bei Banken abziehen, allerdings ist der Druck auf die Einlagen bei der SVB aufgrund ihrer relativ einzigartigen Charakteristik noch akuter gewesen

  • Die zügigen Zinserhöhungen und die quantitative Straffung der Fed haben die Renditen kurzfristiger Anlageinstrumente wie kurzlaufender Anleihen sinken lassen, was den Anlegern Anreize lieferte, ihre Bankguthaben abzuheben.
  • Start‑up-Unternehmen aus dem Technologiesektor machten den größten Teil der Kundenbasis der SVB aus, und als Wagniskapitalfirmen kürzlich begannen, weniger Finanzierungsmittel bereitzustellen, erhöhte sich der Liquiditätsbedarf dieser Kunden. Die Folge: Sie zogen ihre Einlagen ab.
  • Dass die Welt aufgrund der sozialen Medien stärker vernetzt ist, hat die Bankenanstürme auf die SVB und die Signature Bank wahrscheinlich verstärkt.
  • Die Einlagen bei der SVB sanken an einem einzigen Geschäftstag um beachtliche 25%.
  • Weil Banken Einlagen nicht Dollar für Dollar halten, bereitet die Gefahr einer Einlagenflucht noch immer Sorgen.
  • Während der globalen Finanzkrise waren in den USA jedoch alle unverzinslichen Bankeinlagen ausdrücklich durch den staatlichen Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) gesichert, was dieser erneut tun könnte, um Bankenanstürme zu verhindern.

Dass der Aktienkurs des europäischen Bankenriesen Credit Suisse vor Kurzem unter Druck geriet, hängt nicht unmittelbar mit den Bankenpleiten in den USA zusammen, hat aber indirekt zur schlechten Stimmung gegenüber dem globalen Bankensystem beigetragen

  • Der Vertrauensverlust in die Credit Suisse hat seine Ursache in Schwächen in der Rechnungslegung der Bank, die Auslöser für Liquiditätsprobleme werden könnten.
  • Der Zeitpunkt, zu dem die Probleme bei Credit Suisse auftraten, erweckt zwar den Eindruck, dass ein Zusammenhang mit der Pleite der US-Banken bestehen könnte, wir halten dies jedoch für einen Zufall, der im aktuellen Umfeld allerdings die Gefahr einer Ansteckungswelle im Bankensektor birgt.

Bei der Betrachtung, bei welchen anderen US-Regionalbanken eine Liquiditätskrise drohen könnte, achten wir sehr genau auf den Einlagenbestand der Banken

  • Skeptisch sind wir bei Instituten mit einem hohen Anteil an Einlagen über USD 250.000, die durch die FDIC nicht gesichert sind, und bei denen sich die Einlagen sehr auf Kunden aus bestimmten Branchen konzentrieren.
  • Wenngleich die Regulierer Liquiditätsvorschriften für kleinere Banken einführen dürften, prüfen wir auch die Bilanzen der Banken, um zu bestimmen, welche von ihnen in der Lage sind, Vermögenswerte zu veräußern, um einen stärkeren Abzug von Einlagen zu decken. 

Wir sehen keine fundamentalen Auswirkungen oder Ansteckungseffekte der jüngsten Bankenpleiten zulasten von Geldmarktfonds

  • Doug Spratley, ein Portfoliomanager für Anleihen bei T. Rowe Price Associates, Inc., glaubt, dass Banken, deren Papiere für den Erwerb durch US-Geldmarktfonds zugelassen sind, über bessere Kapitalpositionen und höhere Reserven verfügen, um den Abfluss von Einlagen zu bewältigen.
  • Die stärksten Auswirkungen auf Geldmarktfonds wird seiner Ansicht nach die Veränderung der künftigen Zinsentwicklung haben, weil für den aktuellen Straffungszyklus nun ein niedrigerer Zinshöchststand als vor dem Zusammenbruch der SVB und der Signature Bank sowie frühere Zinssenkungen erwartet werden.

Die Fed wird ihren Fokus auf der Bekämpfung der Inflation unseres Erachtens trotz der jüngsten Bankenpleiten mit Zinserhöhungen dokumentieren

  • Ihre neue Fazilität zur Bankenfinanzierung, das Bank Term Funding Program (BTFP), bei dem Banken US-Treasuries oder andere staatsnahe Anleihen als Sicherheiten für Kredite bei der Fed hinterlegen können, dürfte die Banken in die Lage versetzen, ihre Liquiditätsbedürfnisse kurzfristig zu decken.
  • Unseres Erachtens wird die Fed bei ihrer Sitzung im März die Fed Funds Rate um 25 Bp. erhöhen, um ihrem Bekenntnis zur Bekämpfung der Inflation Nachdruck zu verleihen.
  • Es könnte sein dass die Fed die Geldpolitik zu stark strafft oder die Zinsen zu lange zu hoch hält, was zu mehr wirtschaftlicher Volatilität führen würde. Für aktive Portfoliomanager könnten sich daraus jedoch Chancen ergeben.

Bei der Suche nach Chancen bei Regionalbanken konzentrieren wir uns auf die Höhe und Qualität des Einlagenbestands von Banken

  • In den USA entfällt mehr als die Hälfte der Kreditvergabe durch Banken auf Kreditinstitute mit einer Bilanzsumme von weniger als USD 250 Mrd. Deshalb sind Regionalbanken für die breite Wirtschaft von wesentlicher Bedeutung.
  • Bankaktien dürften sich kurzfristig zwar schwertun, doch es gibt immer auch Aktien, die bei so einer Krise wie der aktuellen zu Unrecht massiv unter Druck geraten.
  • Das Bankwesen ist insofern als Branche einzigartig, als Verbindlichkeiten maßgeblichen Einfluss auf den Franchise-Wert haben. Deshalb achten wir auf die Gesamthöhe und eine etwaige Konzentration der Einlagen sowie auf den Anteil der versicherten Einlagen.
  •  Wir bemühen uns nach Kräften herauszufinden, wie wir unsere Kunden am effektivsten positionieren, um ihr Risiko-Rendite-Verhältnis auf Sicht von zwei bis drei Jahren zu optimieren. Dazu halten wir nach Regionalbanken mit soliden Bilanzen und gesunder Liquidität Ausschau, deren Bewertungen jedoch in einem Abwärtstrend feststecken.

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