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Dezember 2020 / INVESTMENT INSIGHTS

Die Zentralbanken haben ihr Pulver noch nicht verschossen

Welche Folgen hat die Aussicht auf eine weitere geldpolitische Lockerung für die Anleihemärkte?

Die wichtigsten Punkte

  • Die Zentralbanken der Industrieländer sind offenbar bereit, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die Wirtschaftskrise zu bekämpfen.
  • Die Positionierung auf der Zinskurve ist wichtig, da sich die Anleihekaufprogramme der einzelnen Länder unterscheiden.
  • In den Schwellenländern ist keine geldpolitische Lockerung in Sicht, was ihre Lokalwährungsanleihen stützt.


Die Zentralbanken der Industrieländer haben ihr Pulver noch nicht gänzlich verschossen, und einige von ihnen, darunter die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England (BoE), dürften in den nächsten Wochen und Monaten zusätzliche Maßnahmen einleiten, um die gefährdete Wirtschaftserholung in Schwung zu bringen. Auf unseren letzten Sitzungen zur Anlagepolitik haben wir erörtert, welche konkreten Schritte wir erwarten und was sie für die Anleihemärkte bedeuten.

Die Geldhüter dürften den Markt weiter befeuern

Zwar geben die jüngsten Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung Anlass zur Hoffnung. An der jetzigen Situation ändert sich dadurch jedoch erst einmal nichts: Weltweit steigen die Fallzahlen massiv an, und einige Länder haben erneute Lockdowns und Beschränkungen angeordnet, in deren Folge die Wirtschaft vielerorts wieder ins Taumeln geraten ist. Besonders hart trifft das jene Länder, in denen der Dienstleistungssektor eine wesentliche Rolle spielt.

„Im Sommer schien es, als hätten die Zentralbanken bereits ihr ganzes Pulver für dieses Jahr verschossen“, so Quentin Fitzsimmons, Portfoliomanager und Mitglied des Anlageteams für globale Anleihen. „Aus heutiger Sicht zeichnet sich jedoch ein anderes Bild: Da einige Volkswirtschaften erneut unter enormen Druck geraten sind, prüfen die Geldhüter, welche Instrumente sie noch einsetzen können, um die Konjunktur zu stützen“, erläutert er.

Von den bonitätsstarken Märkten könnten beispielsweise die schwedische, die südkoreanische und die israelische Zentralbank ihre Geldpolitik weiter lockern, aber auch die BoE, die nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass sie bereit ist, erforderlichenfalls negative Zinsen einzuführen. In ähnlicher Weise hat auch die EZB erklärt, dass sie angesichts der wirtschaftlichen Abwärtsrisiken alle Hebel in Kraft setzen wird. Wir erwarten daher, dass sie ihr Anleihekaufprogramm ausweitet und Anfang 2021 vielleicht den Einlagesatz senkt.

Mit Blick auf das Jahr 2021 kommt es in einem Anleiheportfolio nicht nur auf die richtige Durationspositionierung an, sondern auch darauf, welchen Teil der Zinskurve man [...] übergewichtet.

- Quentin Fitzsimmons, Portfoliomanager

„Wir dürfen nicht vergessen, dass die US-Notenbank in der letzten Zeit eine noch expansivere Haltung eingenommen hat und offenbar die Möglichkeit in Betracht zieht, als größte Zentralbank der Welt weitere Lockerungsmaßnahmen zu ergreifen“, so Fitzsimmons. „Denn die negativen wirtschaftlichen Folgen der steigenden Corona-Fallzahlen wiegen in den USA weitaus schwerer als die positiven Meldungen über potenzielle Impfstoffe.“

Bietet der Festzinsmarkt noch Renditepotenziale?

Die Aussicht auf zusätzliche geldpolitische Lockerungsmaßnahmen bietet den Märkten für Staatsanleihen breite Stützung. Da sich die Anleihekaufprogramme in den einzelnen Ländern jedoch unterscheiden, halten wir es für wichtig, jedes davon individuell zu bewerten. „Mit Blick auf das Jahr 2021 kommt es in einem Anleiheportfolio nicht nur auf die richtige Durationspositionierung an, sondern auch darauf, welchen Teil der Zinskurve man vor dem Hintergrund der spezifischen Geldpolitik in den einzelnen Ländern am besten übergewichtet“, glaubt Fitzsimmons.

So favorisieren wir in den USA das kurze Ende der Treasury-Kurve, da dieser Bereich von der Fed gestützt werden dürfte. Am langen Ende sehen wir indes weiterhin Volatilitätsrisiken, da wir neue Konjunkturpakete und für das Jahr 2021 eine Wachstumserholung erwarten, wenn ein Impfstoff verfügbar ist.

Die Schwellenländer, wo wir sowohl bei Währungen als auch Lokalwährungsanleihen vielversprechende Renditepotenziale sehen, nehmen im aktuellen Umfeld eine Art Sonderrolle ein.

- Quentin Fitzsimmons, Portfoliomanager

Bei Staatsanleihen der Eurozone bevorzugen wir hingegen das lange Ende der Zinskurve. „Das massive Anleihekaufprogramm der EZB ist zeitlich unbegrenzt und dürfte bald sogar weiter ausgedehnt werden“, glaubt Fitzsimmons. „Daher bietet das lange Ende der Zinskurven in der Eurozone, wo zusätzliche Emissionen voraussichtlich durch die regelmäßigen Käufe der Zentralbanken mehr als kompensiert werden, unserer Ansicht nach höhere Wertpotenziale“.

Allerdings kommt es beim Renditekurvenmanagement darauf an, etwas flexibel zu sein. Die Einschätzung der Renditekurven wurde in diesem Jahr stark davon beeinflusst, wie die Märkte die fiskalpolitische Lockerung in den verschiedenen Wirtschaftsregionen einpreisen. Daher könnte jedes Anzeichen, das auf Einschnitte im Jahr 2021 hindeutet, dazu führen, dass sich der Verlauf der Renditekurven deutlich ändert.

Schwellenländer: Keine geldpolitische Lockerung in Sicht

Anders als in den Industrieländern dürften die Zentralbanken in den meisten Schwellenländern keine Lockerung vornehmen.

„Die Zentralbanken der Schwellenländer haben bereits alles getan, was in ihrer Macht steht. Auch wenn in einigen Ländern kleinere Zinssenkungen denkbar sind, erwarten wir im Großen und Ganzen für 2021 eine Pause im Zinszyklus“, erklärt Fitzsimmons. Dennoch könnten die Geldhüter vieler Schwellenländer in ihrer Rhetorik eine expansive Tonart anschlagen, um zu vermeiden, dass ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar zu stark aufwerten. Vor diesem Hintergrund schätzen wir EM-Lokalwährungsanleihen für ausländische Investoren sehr vielversprechend ein.

Tatsächlich dürfte die steile Renditekurve von Lokalwährungsstaatsanleihen einzelner Schwellenländer wie Indonesien, Israel und Peru attraktiv bleiben, da das Zinsniveau in den USA und in der Eurozone aufgrund der ultralockeren Politik der Fed und der EZB fest verankert ist.

„Die Schwellenländer, wo wir sowohl bei Währungen als auch Lokalwährungsanleihen vielversprechende Renditepotenziale sehen, nehmen im aktuellen Umfeld eine Art Sonderrolle ein“, erläutert Fitzsimmons. So habe sein Team zuletzt das Engagement in einigen Ländern angehoben, darunter Brasilien und Serbien, fügt er hinzu.

 

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