November 2025, Am Horizont
KI ist in eine Phase der „existenziellen Investitionen“ eingetreten – eine Phase, in der große Technologieunternehmen oder Hyperscaler massiv investieren müssen, um ihren Wert langfristig zu sichern. Während die Unternehmen den Ausbau bislang durch starke Cashflows weitgehend selbstfinanziert haben, greifen sie zunehmend auch auf Fremdfinanzierungen zurück. Der Aufstieg von KI hat ehemalige Monopolisten in direkte Konkurrenten verwandelt, was die Dynamik in der Investitionslandschaft beschleunigt.
Die KI-Führungsrolle verlagert sich zunehmend auf physische KI – die unverzichtbare Infrastruktur, die die nächste Innovationswelle in den Bereichen Energie, Kühlung, Netzwerke und Halbleiter vorantreibt. Während die führenden KI-Aktien weiterhin eine Outperformance erzielen werden, steigt die Streuung der Performance, da die Produktzyklen auseinanderlaufen und sich der Wettbewerb verschärft. Das nächste Kapitel der KI-Führerschaft könnte Halbleiterhersteller sowie Energieinfrastruktur- und Automatisierungsanbieter begünstigen, deren Ertragspotenzial immer noch unterschätzt wird.
Gleichzeitig besteht das Potenzial für eine weitere Markterweiterung über KI hinaus in andere Sektoren und Regionen. In den USA wird durch die Verabschiedung des One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) im Juli voraussichtlich ein zusätzlicher Konjunkturimpuls in Höhe von etwa 200 bis 300 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2026 erzielt. Dieser fiskalische Schub wird die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne ankurbeln. Das OBBBA legt den Schwerpunkt auf physische Infrastrukturen, Energienetze, Straßen, Brücken, Rechenzentren und Industriekapazitäten, was einer Vielzahl an Bereichen zugutekommen wird, allen voran den Sektoren Industrie, Rohstoffe und Energie.
(Abb. 1) Milliarden US-Dollar vs. aktuelle Politik
Stand: 2. September 2025.
Quelle: Wolfe Research Portfolio Strategy, Wolfe Research DC Policy und Bloomberg.
„Fiskalimpuls“ bezeichnet die Auswirkungen der staatlichen Finanzpolitik auf die Wirtschaft. TCJA = Gesetz zur Senkung von Steuern und Schaffung von Arbeitsplätzen (Tax Cuts and Jobs Act); SALT = staatliche und lokale Steuern; IRA = Gesetz zur Inflationsbekämpfung (Inflation Reduction Act); GJ = Geschäftsjahr.
Die tatsächlichen Ergebnisse können erheblich von den Schätzwerten abweichen. Schätzungen unterliegen Veränderungen.
Anderswo haben die Deregulierung unter der Trump-Regierung und die zunehmenden Fusionen und Übernahmen (M&A) die Eigenkapitalrendite der US-Banken in die Höhe getrieben. Außerdem glauben wir, dass die Regulierung des Bankensektors in Europa ihren Höhepunkt erreicht hat. Der Sektor profitiert zudem bereits von höheren Zinsen und Kapitalerträgen, wenn die Wirtschaftstätigkeit, gestützt auf fiskalische Anreize, zulegt. Infolgedessen dürften Banken sowohl in den USA als auch in Europa mehr Kredit-, Handels- und M&A-Aktivitäten übernehmen, was die Renditen steigern würde.
Die Aussichten für den Luftfahrt- und Verteidigungssektor bleiben stark, gestützt durch einen mehrjährigen Auftragsbestand bei der Produktion von Verkehrsflugzeugen, die Erholung des Reiseverkehrs und steigende globale Verteidigungsausgaben. Der Sektor reagiert zudem weniger stark auf steigende Zinsen und geopolitische Risiken. Darüber hinaus profitiert er von der Modernisierung der Flotten und der Lieferketten in der Luft- und Raumfahrt sowie von Fortschritten in der Verteidigungstechnologie, einschließlich KI-gestützter Überwachung, autonomer Systeme und kleiner modularer Reaktoren.
Außerhalb der USA zeichnet sich Japan durch attraktive Bewertungen, robuste Cashflows und Verbesserungen bei der Corporate Governance aus. Die japanischen Unternehmen, die im Zentrum der globalen Lieferketten für Halbleiter und Robotik stehen, sind gut aufgestellt, um vom laufenden Investitionszyklus zu profitieren.
Derweil tritt Europa ohne großes Aufsehen in eine neue Expansionsphase ein. Die Aussetzung der Schuldenbremse in Deutschland schafft haushaltspolitische Flexibilität für Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur. Europäische Industrie- und Automatisierungsunternehmen scheinen besonders gut positioniert, um an der Entwicklung von physischer KI wie Robotern, autonomen Systemen und Drohnen teilzuhaben.
Zugleich sehen wir in China weiterhin taktische Chancen. Peking hat die Regulierung gelockert und unterstützt private Unternehmen. Inländische KI-Großsprachmodelle wie DeepSeek haben bei den Anlegern das Interesse für bestimmte chinesische Plattformanbieter geweckt. Diese Unternehmen sind gut aufgestellt, um vom KI-getriebenen Werbe- und Cloud-Wachstum zu profitieren. Aufgrund der strukturellen Herausforderungen, des verlangsamten Wachstums und der geopolitischen Unsicherheiten ist in der Region jedoch weiterhin Selektivität erforderlich.
Die Aussichten für Aktien der Schwellenländer (ohne China) sind ebenfalls weitgehend positiv, unter anderem gestützt durch eine günstige demografische Entwicklung, laufende Reformen in wichtigen Märkten wie Indien und Brasilien sowie eine zunehmende Diversifizierung der globalen Lieferketten aufgrund der anhaltenden Handelsspannungen. Die Bewertungen sind insgesamt weniger angespannt als an den Märkten der Industrieländer, was zusätzliches Kapital anziehen könnte, wenn sich die Marktführerschaft durch die Sektorrotation erweitert. Derweil könnten Rohstoffexporteure im Nahen Osten und in Lateinamerika von einer potenziellen globalen Wachstumsbeschleunigung profitieren.
Auch wenn das Marktumfeld insgesamt komplex ist, dürfte sich die Performance im kommenden Jahr ausweiten. Der nach wie vor starke KI-Zyklus tritt in eine neue Phase ein. Eine expansive Fiskalpolitik, anhaltende Reindustrialisierung und Bewertungslücken eröffnen verschiedene Wachstumspfade.
Anleger sollten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Positionierung in dauerhaften KI-Führern und dem Engagement an den zyklischen und internationalen Märkten, die von dieser Ausweitung profitieren werden, anstreben. Die „guten Jagdreviere“ des Aktienmarktes, die anhaltend starke Preismacht und Wachstumsraten aufweisen, beschränken sich nicht länger auf die Tech-Giganten der USA. Sie umfassen nun ein breiteres Spektrum an Sektoren und Regionen und spiegeln damit eine globalere Verteilung der Anlagepotenziale wider.
Auf den Punkt gebracht
Die Marktführerschaft an den Aktienmärkten weitet sich aus, da sich die KI-Gewinne über Sektoren und Regionen hinweg breiter verteilen, während fiskalpolitische Anreize und Reindustrialisierung neue Chancen jenseits des US-Technologiesektors eröffnen.
Anhang
Finanzbegriffe: Anleger in den USA und Kanada finden ein Glossar mit Finanzbegriffen unter troweprice.com/glossary.
Anlagerisiken:
Aktiv verwaltete Anlagen können mit höheren Kosten verbunden sein als passive Anlagen und sich schlechter entwickeln als der breite Markt oder passive Produkte, die ähnliche Ziele verfolgen. Die Situation und die Umstände einer Geldanlage sind individuell unterschiedlich. Vor einer Anlage sollten Anleger sämtliche Aspekte abwägen.
Internationale Anlagen können aufgrund von negativen Wechselkurseffekten, Unterschieden in der Marktstruktur und Liquidität sowie länderspezifischen, regionalen und wirtschaftlichen Entwicklungen höhere Risiken aufweisen als Anlagen in den USA. Die Risiken in Verbindung mit internationalen Anlagen sind bei Anlagen in den Schwellen- und Frontiermärkten erhöht. Schwellen- und Frontiermärkte weisen in der Regel weniger vielfältige und ausgereifte Wirtschaftsstrukturen sowie weniger stabile politische Systeme auf als Industrieländer.
Rohstoffe unterliegen erhöhten Risiken beispielsweise höheren Preisschwankungen sowie geopolitischen und anderen Risiken. Rohstoffpreise können extremer Volatilität und erheblichen Preisschwankungen unterliegen.
IInflationsgebundene Anleihen (Treasury Inflation Protected Securities (TIPS) in den USA): In Phasen ohne oder mit geringer Inflation können sich andere Anleihesegmente, beispielsweise US-Treasuries, besser entwickeln als inflationsgeschützte Staatsanleihen.
Investitionen in Technologieaktien sind mit spezifischen Risiken verbunden, darunter das Potenzial für starke Schwankungen der Wertentwicklung und in der Regel starke Kursschwankungen nach oben und unten. Technologieunternehmen können unter anderem durch intensiven Wettbewerb, staatliche Regulierung, enttäuschende Gewinne, Abhängigkeit von Patentschutz und schnelle Veralterung von Produkten und Dienstleistungen aufgrund technologischer Innovationen oder sich ändernder Verbraucherpräferenzen belastet werden.
Aufgrund der zyklischen Natur von Rohstoffunternehmen können ihre Aktienkurse und Gewinnwachstumsraten einem unregelmäßigen Verlauf folgen.
Finanzdienstleistungsunternehmen können bei einem starken Anstieg der Zinsen oder einem schnellen Anstieg der Inflation unter Druck geraten. Unternehmen im Bereich Gesundheitswissenschaften sind häufig von staatlichen Fördermitteln und Vorschriften abhängig und anfällig für Produkthaftungsklagen und Wettbewerb durch kostengünstige Generika.
Der Value-Ansatz ist mit dem Risiko verbunden, dass der Markt den inneren Wert eines Wertpapiers lange nicht erkennt oder dass sich die Einschätzung, dass eine Aktie unterbewertet ist, als falsch erweist. Wachstumsaktien unterliegen der typischen Volatilität von Aktienanlagen, und ihre Kurse können stärker schwanken als die von ertragsorientierten Aktien.
Small-Cap-Aktien sind im Allgemeinen stärkeren Kursschwankungen ausgesetzt als Large-Cap-Aktien. Investitionen in private Unternehmen sind mit einem höheren Risiko verbunden als Investitionen in Aktien etablierter Börsenunternehmen. Zu den Risiken zählen der potenzielle Kapitalverlust, Illiquidität, weniger verfügbare Informationen und Schwierigkeiten bei der Bewertung von nicht börsennotierten Unternehmen. Sie sind nicht für alle Anleger geeignet oder verfügbar.
Geldanlagen sind immer mit Risiken verbunden, darunter der mögliche Verlust des angelegten Kapitals. Eine breite Diversifizierung stellt keine Garantie zur Erzielung von Gewinnen oder zum Schutz vor Verlusten in rückläufigen Märkten dar. Die Performance des Index dient lediglich der Veranschaulichung und ist kein Indikator für eine bestimmte Anlage. Anleger können nicht direkt in einen Index investieren.
Festverzinsliche Wertpapiere unterliegen Kredit-, Liquiditäts- und Zinsrisiken sowie dem Risiko der vorzeitigen Kündigung. Wenn die Zinsen steigen, sinken im Allgemeinen die Anleihekurse. Anlagen in Hochzinsanleihen sind mit einem größeren Kursschwankungs-, Liquiditäts- und Ausfallrisiko verbunden als Anlagen in Wertpapieren mit höherem Rating. Anlagen in Bank Loans sind mitunter schwer zu bewerten und können in hohem Maße illiquide sein; sie sind mit Kreditrisiken, zum Beispiel dem Risiko, dass der Kreditbetrag oder die Zinsen nicht gezahlt werden, sowie mit Konkurs- und Insolvenzrisiken verbunden. Einige oder alle alternativen Anlagen wie Private Credit sind für bestimmte Anleger möglicherweise nicht geeignet. Alternative Anlagen sind in der Regel spekulativ und mit erheblichen Risiken verbunden. Darüber hinaus können die anfallenden Gebühren und Kosten höher sein als die Gebühren und Kosten anderer Anlagealternativen, was die Gewinne schmälert. Wenn die Zinsen steigen, sinken im Allgemeinen die Anleihekurse. Anlagen in Hochzinsanleihen sind mit einem größeren Kursschwankungs-, Illiquiditäts- und Ausfallrisiko verbunden als Anlagen in Wertpapieren mit höherem Rating.
T. Rowe Price weist darauf hin, dass Schätzungen zur Konjunktur und zukunftsgerichtete Aussagen zahlreichen Annahmen, Risiken und Unsicherheiten unterliegen, die sich im Laufe der Zeit verändern. Die tatsächlichen Ergebnisse könnten wesentlich von den in den Schätzungen und zukunftsgerichteten Aussagen erwarteten Ergebnissen abweichen, und die zukünftigen Ergebnisse könnten erheblich von der Entwicklung in der Vergangenheit abweichen. Die hierin enthaltenen Angaben sind nur zur Veranschaulichung und Information bestimmt. Alle historischen Daten, die dieser Analyse zugrundeliegen, beruhen auf Informationen von T. Rowe Price sowie aus externen Quellen und wurden von unabhängiger Seite nicht geprüft. Zukunftsgerichtete Aussagen sind nur an dem Tag, an dem sie getätigt werden, zutreffend, und T. Rowe Price ist nicht verpflichtet und sichert nicht zu, zukunftsgerichtete Aussagen zu aktualisieren.
Nov. 2025
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