Marktupdate: Zollerhöhungen drohen – Neue Eskalation vor dem 1. August-Stichtag

Auf den Punkt gebracht

Die USA haben mit höheren Zöllen gegen mehrere Länder und Sektoren gedroht, vermutlich als Verhandlungsstrategie vor dem neuen Stichtag am 1. August, an dem die Zölle in Kraft treten sollen.
Risikoanlagen haben Zollsorgen seit der ersten Ankündigung im April weitgehend ignoriert, da die allgemeine Wirtschaftslage stabil bleibt.
Mit Beginn der Berichtssaison könnten Gewinnprognosen von Unternehmen in betroffenen Sektoren Aufschluss über die Auswirkungen aktueller und möglicher weiterer Zölle geben.

Am vergangenen Wochenende verschärfte Präsident Donald Trump die Zolldrohungen gegen mehrere Länder und Sektoren, offenbar um Verhandlungen über Handelsabkommen vor dem neuen Stichtag am 1. August zu beschleunigen. Die Drohungen umfassen unter anderem neue Zölle von 30 % auf Importe aus der EU und Mexiko sowie 35 % auf kanadische Waren, die ab dem 1. August gelten sollen.

Die jüngsten Forderungen beinhalten auch eine Aufforderung an Mexiko, stärker gegen Drogenkartelle vorzugehen, sowie eine Drohung mit 50 % Zöllen auf brasilianische Importe in die USA – teilweise als Vergeltung für die juristische Verfolgung des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro.

Präsident Trump richtete sich zudem gezielt gegen einzelne Sektoren, darunter eine Ankündigung von 50 % Zöllen auf Kupferimporte, die letzte Woche zu Turbulenzen auf den Kupfermärkten führte.

Unsere Einschätzung

Präsident Trump scheint die Geduld mit dem stockenden Fortschritt bei Handelsabkommen zu verlieren und zeigt Bereitschaft, einseitige Drohungen zu eskalieren.

Die selbstgesetzte Frist zum 1. August erhöht das Risiko, dass der Präsident an den angekündigten Zöllen festhält, da weitere Verschiebungen seine Glaubwürdigkeit untergraben könnten.

Der Präsident fühlt sich offenbar bestärkt, die Grenzen in Handelsfragen auszutesten – begünstigt durch die Verabschiedung des „Big Beautiful Bill“, robuste Arbeitsmarktdaten, Rekordeinnahmen aus Zöllen (siehe Abb. 1) und Aktienmärkte auf Allzeithochs.

Anstieg der US-Zolleinnahmen seit den „Liberation Day“-Ankündigungen

(Abb. 1)

Spike in U.S. customs revenues since Liberation Day tariff announcements

Stand: 30. Juni 2025. Quelle: Bloomberg Finance L.P.

Bislang haben Risikoanlagen die wachsende Handelsunsicherheit seit den sogenannten „Liberation Day“-Zöllen ignoriert. Die Wirtschaftslage bleibt stabil, Unternehmensgewinne zeigen noch keine größeren Zollauswirkungen, und die Inflation spiegelt die Zölle bisher nicht wider.

Auswirkungen auf Anlageentscheidungen

Aktien: Trotz der Rekordniveaus könnten Aktienmärkte anfällig reagieren, falls Präsident Trump die neuen Zölle am 1. August tatsächlich umsetzt. Mangelnder Fortschritt in den Handelsverhandlungen könnte die Sensibilität der Märkte erhöhen.
Inflation und Renditen: Sollten die Zölle in Kraft treten, könnten die höheren Sätze Inflationssorgen verschärfen und die Renditen steigen lassen, während die US-Notenbank abwartet.
Gewinnprognosen: Mit Beginn der Berichte zum zweiten Quartal diese Woche werden Daten Aufschluss darüber geben, wie sich aktuelle Zölle und jüngste Eskalationen – insbesondere in betroffenen Sektoren – auf die zukünftige Geschäftsentwicklung auswirken.

Jun 2025 From the Field

An anatomy of tariffs: History, theory, and prognosis

Von Justin Thomson, Tomasz Wieladek

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