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Von  David J. Eiswert, CFA®
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Politischer Wandel wirft neues Licht auf die globalen Aktienchancen

Politische Veränderungen, geopolitische Bedenken und potenzielle Paradigmenwechsel erfordern einen aktiven Ansatz.

Juni 2025, Aus der Praxis

Auf den Punkt gebracht
  • Politische Veränderungen, geopolitische Bedenken und potenzielle Paradigmenwechsel müssen genau beobachtet werden, um jene Unternehmen und Regionen zu identifizieren, die von einer möglichen Neuausrichtung profitieren könnten.
  • Die grundlegenden Veränderungen erfordern einen aktiven Ansatz, um hochwertige Unternehmen zu identifizieren, die steigende wirtschaftliche Renditen erzielen.
  • Da keine Wende im Kreditzyklus ersichtlich ist, glauben wir, dass eine potenzielle Rezession eher kurz und flach ausfallen wird. Genau beobachtet werden muss jedoch die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, um Anzeichen einer Konjunkturabschwächung frühzeitig zu erkennen.

Die Märkte stehen seit einiger Zeit vor wichtigen Fragen – beispielsweise mit Blick auf die geopolitischen Entwicklungen, die US-Zollpolitik, die Sorgen um eine potenzielle Rezession oder die Frage, ob eine Wende im Kreditzyklus bevorsteht. Gleichzeitig gibt es Anzeichen für einen Paradigmenwechsel, da sich die Kapitalströme verlagern könnten. Zeiten wie diese sind sicherlich eine Herausforderung für Anleger. Unserer Ansicht nach können sie aber auch helfen, das Vertrauen in Unternehmen zu stärken, die aus dieser Krise gefestigt hervorgehen dürften.

„Zeiten wie diese sind sicherlich eine Herausforderung für Anleger. Unserer Ansicht nach können sie aber auch helfen, das Vertrauen in Unternehmen zu stärken ...“

Die Aktienmärkte zeigen sich angesichts der Turbulenzen gelassen

Trotz der Volatilität der letzten Monate haben sich die Aktienmärkte seit ihrem Tiefpunkt am 8. April 2025 wieder erholt. Offenbar bewerten die Anleger die Tatsache, dass sich in Bezug auf die Zölle „die Lage nicht weiter verschlechtern“ dürfte, positiv. Zusätzlichen Auftrieb erhielten die Aktienmärkte, nachdem die Trump-Administration insbesondere gegenüber China einige ihrer aggressivsten Zölle wieder zurückgenommen hatte, aber auch durch die Nachricht, dass der Internationale Handelsgerichtshof viele der von Donald Trump vorgeschlagenen Zölle für nichtig erklärt hat. Dabei verwies der Gerichtshof darauf, dass die US-Verfassung die Befugnis zur Regulierung des Handels mit anderen Ländern ausschließlich dem Kongress einräumt und dass die Notstandsbefugnisse des US-Präsidenten zum Schutz der US-Wirtschaft könnten dies nicht außer Kraft setzen. Das Urteil ist eine wichtige Wende und könnte Trumps Position bei seinen laufenden Verhandlungen mit wichtigen Handelspartnern schwächen.

Selbst wenn Donald Trump die Zölle von ihrem derzeitigen Niveau aus wieder absenkt oder sogar gänzlich aufhebt, dürften aber nicht alle Bedenken vom Tisch sein. Denn der Zickzackkurs der US-Regierung bei der Ankündigung von mal mehr und mal weniger hohen Zöllen dürfte das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher untergraben. Viele Unternehmen, mit denen wir sprechen, wollen abwarten, bis in Bezug auf die Handelszölle und den künftigen wirtschaftlichen Kurs mehr Klarheit herrscht. Wir gehen jedoch davon aus, dass mit dem Näherrücken der Zwischenwahlen in Sachen Zölle, Steuersenkungen und Wirtschaftspolitik einiges geklärt werden wird. Zudem erwarten wir mehr Informationen zur Deregulierung, insbesondere im Finanzsektor, was das Wirtschaftswachstum in den USA stützen sollte. Bislang nahmen die Aktienmärkte die jüngsten Entwicklungen positiv auf. Dennoch sollten Anleger weitere Wendungen und Volatilitätsschübe nicht ausschließen.

Keine Anzeichen für einen „schwarzen Schwan“, während die Unsicherheit in Bezug auf politische Veränderungen nachlässt

Abgesehen von der Unsicherheit im Zusammenhang mit den Zöllen, lautet die gute Nachricht, dass es keine Anzeichen für eine Wende im Kreditzyklus gibt. Der Markt beobachtet schon seit einiger Zeit sehr genau, ob es Hinweise auf eine Kreditkrise oder auf systemische Risiken gibt, die sich an den Anleihemärkten in höherer Volatilität und steigenden Kreditspreads niederschlagen könnten. Dass es keine Anzeichen für einen „schwarzen Schwan“ gibt, liegt höchstwahrscheinlich an der enormen Verschuldung, die die Regierungen seit der globalen Finanzkrise und der Coronapandemie aufgenommen haben. Sowohl die Verbraucher als auch die Unternehmen sind nach wie vor in relativ guter Verfassung, da die US-Notenbank und das US-Finanzministerium aus den privaten Märkten und den US-Verbraucherhypotheken Kreditrisiken herausgezogen haben. Die schlechte Nachricht lautet jedoch, dass diese Übertragung auf die staatlichen Bilanzen irgendwann in Angriff genommen werden muss. Das hohe US-Haushaltsdefizit muss angegangen werden, und die Maßnahmen, die die Trump-Administration kurz nach Amtseintritt zur Senkung der Staatsausgaben ergriffen hat, beispielsweise die Gründung der US-Behörde für Regierungseffizienz, scheinen in diese Richtung zu weisen.

Doch was ist der Grund für die Eile? Präsident Trump will mit den Zöllen auf ausländische Unternehmen die geplanten Steuersenkungen finanzieren. Wir glauben, dass die US-Regierung mit Blick auf die Zwischenwahlen im kommenden Jahr so schnell wie möglich einen finanziellen Ausgleich schaffen will. Denn durch das Vorziehen schmerzhafter Einschnitte hat die Wirtschaft bis Mitte 2026 Zeit, um sich wieder zu stabilisieren. Das ist für Aktienanleger eine positive Nachricht. Dennoch ist die Rezessionsgefahr nicht gänzlich gebannt. Der Mangel an Anzeichen für eine Wende im Kreditzyklus veranlasst uns aber zu der Annahme, dass eine Rezession, falls sie eintritt, eher kurz und flach ausfällt. Die Arbeitslosigkeit ist der einzige Faktor, der dieses Szenario durchkreuzen könnte. Lagerhaltungszyklen und Arbeitslosigkeit zählen zu den Hauptursachen für Rezessionen, weshalb wir auf makroökonomischer Ebene die Beschäftigung genau im Auge behalten.

Mehr Rotation?

Das wichtigste Thema lautete zu Beginn des Jahres 2025 „Rotation“. Dabei wurde die langjährige Marktführerschaft von großkapitalisierten US-Wachstumsunternehmen durch die Zollankündigungen und die allgemeine politische Unsicherheit in den USA infrage gestellt. Der Markt preiste verschiedene politische Umwälzungen ein, darunter eine Verlagerung der Rüstungsausgaben von den USA nach Europa, der Abbau staatlicher Stellen in den USA und die Bestätigung des US-Präsidenten Trump, dass er kurzfristig wirtschaftliche Schwierigkeiten in Kauf nehmen will, um die Wirtschaft auf lange Sicht zu stützen.

Die erheblichen Veränderungen lösten an den Aktienmärkten eine umfassende Rotation aus, bei der sich die regionalen Renditen gegenüber den letzten Jahren klar umkehrten, da die Märkte außerhalb der USA (allen voran Europa, aber auch die Schwellenländer und Japan) eine Outperformance gegenüber dem US-Markt (und insbesondere US-Large-Cap-Wachstumswerte) erzielten. Die entscheidende Frage lautet: Wie geht es weiter? Handelte es sich um eine technische Korrektur an einem anhaltenden Bullenmarkt oder ist dies ein Anzeichen einer potenziell länger anhaltenden Verschiebung? Für beide Hypothesen gibt es Argumente. Dennoch sollten Anleger unbedingt die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass dies der Beginn eines größeren Regimewechsels sein könnte.

US-Exzeptionalismus: Bedeutet eine Veränderung der Kapitalströme einen Regimewechsel weg von den USA?

Während eines Großteils der letzten 20 Jahre haben die Kapitalströme dazu geführt, dass US-Dollar aus den USA geflossen sind, um ausländische Waren zu kaufen. Diese sind danach über die US-Finanzmärkte jedoch wieder zurückgeflossen, da ausländische Anleger Aktien und Staatsanleihen der USA gekauft haben. Die Tatsache, dass mehr als 70 % der gesamten Marktkapitalisierung des MSCI World auf US-Unternehmen entfällt, macht sehr deutlich, welcher Wert hier geschaffen wurde.1 Wenn sich die Handels- und Kapitalströme nun aufgrund von Zoll- und Reshoring-Maßnahmen umkehren und die USA möglicherweise weniger Waren importieren, könnte dies sowohl das aus den USA abfließende als auch das über die Finanzmärkte wieder in die USA zurückfließende Dollarvolumen grundlegend reduzieren.

Zugleich haben stimulierende geld- und fiskalpolitische Maßnahmen in den USA zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum als in anderen Regionen geführt, unterstützt durch hochinnovative Unternehmen, die den globalen Wandel angetrieben haben – während der Rest der Welt mit Sparmaßnahmen kämpfte – insbesondere Europa und China. In beiden Regionen findet jedoch gerade ein grundlegender Wandel statt. So hat Deutschland eine enorme fiskalische Expansion im Gegenwert von über einer Billion US-Dollar eingeleitet, während auch Europa eine massive Erhöhung seiner Verteidigungsausgaben anstrebt. Zugleich hat auch China Stützungsmaßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen möglicher Zölle abzufedern, was eine Erholung an den chinesischen Aktienmärkten ermöglicht hat. Wir glauben, dass die aktuellen politischen Veränderungen in den USA viele dieser Regionen aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt haben. Daher wird es jetzt darauf ankommen, genau zu analysieren, wie sich die Anlagerenditen in den verschiedenen Ländern und Regionen verändern und ob diese Dynamik zur Folge hat, dass die Märkte außerhalb der USA potenziell bessere Renditen bieten.

„Angesichts der anhaltenden Unsicherheit in Bezug auf Zölle, Rezession und Regimewechsel sollten globale Anleger bereit sein, zu handeln.“

Chancen an den globalen Märkten nutzen

Angesichts der anhaltenden Unsicherheit in Bezug auf Zölle, Rezession und Regimewechsel sollten globale Anleger bereit sein, zu handeln. Zeiten wie diese sind sicherlich eine Herausforderung für Anleger. Unserer Ansicht nach können sie aber auch helfen, das Vertrauen in die zugrundeliegenden Positionen zu stärken. Aktives Management wird inmitten dieser fundamentalen Veränderungen eine Schlüsselrolle spielen. Außerdem glauben wir, dass ein robuster und anpassungsfähiger Anlagerahmen entscheidend sein wird, um die besten Chancen in diesen sich ständig wandelnden Zeiten zu erkennen.

David J. Eiswert, CFA® Portfolio Manager

1 Zum 31. Mai 2025 machten US-Unternehmen 71,46 % des MSCI World Index aus (siehe Zusätzliche Angaben).

Zusätzliche Angaben

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