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März 2022 / MARKETS & ECONOMY

Fed startet Zinserhöhungen zur Eindämmung der Inflation

Hohe Rohstoffpreise und geopolitische Risiken erschweren den Kurswechsel der Fed.

Auf den Punkt gebracht

  • Die Fed hat die Normalisierung ihrer Geldpolitik eingeläutet und zugleich eine schnellere Straffung als nach der globalen Finanzkrise signalisiert.
  • Die Maßnahmen der Fed zielen vor allem darauf ab, die hohe Inflation einzudämmen, was unserer Meinung nach nur durch eine Abkühlung des heißen Arbeitsmarkts und eine Straffung der Finanzierungsbedingungen gelingen kann.
  • Die US-Notenbank dürfte den Leitzins bis Ende 2022 in sieben Schritten anheben. Sollte sich das globale Wachstum verlangsamen, steigt das Rezessionsrisiko, wenn gleichzeitig die geldpolitischen Zügel gestrafft werden.

Die US-Währungshüter haben auf der Märzsitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) den Leitzins um 25 Basispunkte (Bp)angehoben und signalisiert, dass sie die Geldpolitik dieses Mal schneller straffen werden als nach der globalen Finanzkrise. Vor dem Hintergrund des starken Arbeitsmarktes und der soliden Verbrauchernachfrage nach der Coronapandemie hat die Fed vor allem die historisch hohe Inflation im Blick. Seit dem radikalen Kurswechsel der US-Notenbank gegen Ende letzten Jahres hat sich der Arbeitsmarkt unerwartet gut entwickelt, während sich die Inflation weiter beschleunigt hat. Dadurch ist der Handlungsdruck der Fed gestiegen. Wir glauben, dass sich die Inflation ohne entschlossene Maßnahmen nicht verlangsamt – eine Einschätzung, die von den Teilnehmern des Offenmarktausschusses offenbar zunehmend geteilt wird. So rechneten die FOMC-Teilnehmer im Median auf der Märzsitzung mit sieben Zinsschritten (gegenüber drei im letzten Dezember).

Vor dem Hintergrund des starken Arbeitsmarktes und der soliden Verbrauchernachfrage nach der Coronapandemie hat die Fed vor allem die historisch hohe Inflation im Blick.

Dabei könnte der Offenmarktausschusses eine noch restriktivere Haltung einnehmen. Fed-Chef Jerome Powell schließt schon seit einiger Zeit nicht mehr aus, dass die Zinsen – falls erforderlich, also wenn die Inflation weiter über den aktuellen FOMC-Prognosen verharrt – noch in diesem Jahr um 50 statt 25 Basispunkte angehoben werden könnten. Der „Dotplot“ der Fed vom März, mit dem die Notenbank ihren Ausblick für den Zinsverlauf in Form eines Punktediagramms signalisiert, zeigt, dass sieben FOMC-Teilnehmer im weiteren Jahresverlauf mehr als sieben Zinserhöhungen erwarten. Ein frühzeitiges Eingreifen findet also offenbar zunehmend Unterstützung, weshalb eine Anhebung um 50 Basispunkte in einer der nächsten Sitzungen wahrscheinlicher geworden ist. 

Die Fed-Prognosen spiegeln die steigende Unsicherheit wider

Aus der Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen (SEP) geht hervor, dass die Fed in diesem Jahr mit einem wesentlich langsameren Wachstum rechnet. Grund dafür sind die geldpolitische Straffung und die zunehmende Unsicherheit über die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft nach der russischen Invasion in der Ukraine, die für massive Turbulenzen an den Rohstoffmärkten und für eine zusätzliche Störung der pandemiebedingt ohnehin unter Druck stehenden Lieferketten sorgt.

Gleichzeitig hat die Fed ihre Inflationsprognose deutlich nach oben korrigiert – und geht offenbar nun davon aus, dass der Preisdruck auf breiter Front zunimmt – und nicht mehr nur auf die pandemiebedingten Unterbrechungen zurückzuführen ist. Diese veränderte Einschätzung der Fed in Sachen Inflationsdynamik ist unserer Meinung nach wesentlich, um die in diesem Jahr bevorstehende geldpolitische Straffung der US-Notenbank zu verstehen. Ebenfalls wichtig ist, dass die Konjunkturprognose die Absicht des Offenmarktausschusses erkennen lässt, den geldpolitischen Kurs zunächst von locker auf neutral, dann bis Ende des nächsten Jahres auf leicht restriktiv zu ändern – ein weiteres Zeichen für ein hohes Straffungstempo.

Die Fed in einem schwierigen Spannungsfeld

Eine straffere Geldpolitik ist unserer Ansicht nach erforderlich, um die hohe reale Inflation und den heißen Arbeitsmarkt unter Kontrolle zu bringen. Die globalen Rohstoffpreise sind rapide gestiegen, während die geopolitischen Spannungen die Lieferketten zusätzliche belasten. Beides dürfte die Inflationsaussichten weiter befeuern. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen haben zudem für straffere Finanzierungsbedingungen2 und eine erhebliche Volatilität an den Finanzmärkten gesorgt, was ebenfalls auf das Wachstum durchschlagen könnte. Auch wenn die US-Wirtschaft in dieser Hinsicht geringeren Risiken ausgesetzt ist als andere Industrieländer, würde sich eine Verlangsamung der globalen Nachfrage auch in den USA spürbar machen – was Powell auf der FOMC-Pressekonferenz im März bereits eingeräumt hat.

Insgesamt dürften die Aufwärtsrisiken für die Inflation für die US-Wirtschaft in diesem Jahr größer sein als die Abwärtsrisiken für das Wachstum.

Insgesamt dürften die Aufwärtsrisiken für die Inflation für die US-Wirtschaft in diesem Jahr größer sein als die Abwärtsrisiken für das Wachstum. Daher könnten sich die Entscheidungsträger der Fed veranlasst sehen, an ihrer Straffungspolitik und an regelmäßigen Zinserhöhungen festzuhalten – sofern das Wachstum oder die Inflation nicht drastisch sinken.

Unser Basisszenario: ein geordneter Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik

Unser Basisszenario geht davon aus, dass die US-Notenbank einen geordneten Ausstieg aus der derzeitigen lockeren Geldpolitik vollziehen wird und dass eine Rezession vermieden werden kann. Allerdings wird die Fed auf ihrem Weg hin zu einer niedrigeren Inflation Geduld walten lassen müssen. Wir glauben, dass sich der offiziell von der Fed angestrebte Anstieg der privaten Konsumausgaben (PCE) von 2% nicht vor Ende 2023 realisieren lässt.

Zwei mögliche geldpolitische Risikoszenarien

Wir sehen zwei mögliche Risikoszenarien für den Kurs der Fed. Zum einen könnte es der Zentralbank nicht gelingen, für eine sanfte Landung der Wirtschaft zu sorgen. Da der Offenmarktausschuss mit der Straffung gewartet hat, bis die Inflation auf ein hohes Niveau geklettert ist, muss er die Zinsen möglicherweise schneller anheben, als es bei einer nur mäßigen Verlangsamung der Nachfrage und Schwächung der Arbeitsmärkte der Fall wäre. Eine schleppende Nachfrage in Europa (und weltweit) angesichts des Krieges zwischen Russland und der Ukraine würde dieses Risiko noch verschärfen.

Zum anderen könnten der heiße Arbeitsmarkt, die starke Verbrauchernachfrage und die vielen Angebotsschocks, die allesamt die Inflation in die Höhe treiben, zu einem Anstieg der Inflationserwartungen führen. Jüngste Verbraucherumfragen zeigen, dass die langfristigen Inflationserwartungen zwar weiter gut verankert, die kurzfristigen Erwartungen jedoch deutlich gestiegen sind. Ohne eine starke Straffung durch die Fed könnten auch die längerfristigen Inflationserwartungen steigen, was dazu führen könnte, dass sich die höhere Inflation in der Wirtschaft verfestigt.

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