Februar 2021 / VIDEO
Schwellenländeranleihen-Mix: Wie sich Kapitalgewinne am Rentenmarkt erzielen las
Schwellenländeranleihen wurden in der Vergangenheit nicht ausreichend gewürdigt. Welche Vorteile bieten sie?
In einer von Citywire veranstalteten Diskussionsrunde diskutieren vier Experten darüber, wie sich angesichts des globalen wirtschaftlichen Wandels interessante Möglichkeiten in dem facettenreichen, traditionell unterbewerteten Segment der Schwellenländeranleihen eröffnen könnten.
- Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions für Europa, den Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika bei T. Rowe Price
- Roman Mayer, Global Head of Fund Advisory bei UBP
- Bart van de Ven, Berater und Fondsselektor bei Accuro Wealth Advisors
- Ulrich Voss, Head of Capital Markets bei Tresono Family Office
Nachdem die Notenbanken die Zinsen überall auf der Welt drastisch gesenkt haben, um der Rezession infolge der Corona-Pandemie Herr zu werden, gewinnen die höheren Renditen in den Schwellenländern aus Anlegersicht an Attraktivität. Schon vor der Pandemie waren die Zinsen und Anleiherenditen in vielen Ländern in den negativen Bereich gesunken – 2019 wurden zeitweise Anleihen im Volumen von sage und schreibe 17 Billionen USD mit negativer Rendite gehandelt. Schwellenländeranleihen mögen höhere Risiken bergen, doch auf der Suche nach interessanten Renditen finden sie bei Anlegern immer mehr Zuspruch.
Wie Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions für Europa, den Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika bei T. Rowe Price, anmerkt, beträgt die erwartete Rendite1 von Schwellenländeranleihen für die nächsten fünf Jahre 3,9%. Für Anleihen weltweit sind es dagegen nur 1,9%.
„Das wird in einem Umfeld mit höherem Beta besonders wichtig sein. Die passiven Erträge dürften geringer ausfallen, als wir es vom zurückliegenden Jahrzehnt gewohnt sind“, fügt er hinzu. „Diese zwei Prozentpunkte mehr sind so gesehen keine Kleinigkeit.“
Neben dem Potenzial für überdurchschnittliche Kapitalgewinne und laufende Erträge spricht ein weiterer wichtiger Grund für Schwellenländeranleihen: Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, ein Portfolio nach Ländern, Währungen, Branchen, Renditekurven und Bonitätsratings zu diversifizieren. Aus Sicht mancher Investoren sind Anleihen aus den Emerging Markets (EM) eine bessere Wahl als Aktien aus diesen Ländern. Grund dafür ist die meist geringe Korrelation mit den Aktien- und Anleihemärkten der Industrieländer. Dadurch bieten EM-Anleihen einen gewissen Schutz vor Schwankungen, wenn es an den Märkten abwärts geht.
Lustig ist ein großer Befürworter von Anlagen in Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. Mit einem Volumen von 2 Billionen USD, verteilt auf 50 Länder, ist dieser Markt mittlerweile größer als der Markt für US-Hochzinsanleihen beziehungsweise der für Staatsanleihen aus Schwellenländern. „Das ist definitiv eine meiner bevorzugten Anlageklassen. Derzeit bietet der Index für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern eine Rendite von ungefähr 4,5% bei einer Duration von etwa fünfeinhalb Jahren“, führt er aus. „Die Anlageklasse bietet ein so günstiges Verhältnis von Rendite und Duration wie wenige andere, und sie kann bei steigenden ebenso wie bei fallenden Zinsen eine gute Performance liefern – jedenfalls eine bessere als andere festverzinsliche Anlageklassen, denn die Duration ist wesentlich kürzer als bei den meisten anderen Rentenanlagen. Hinzu kommt der Renditevorteil. Wichtig ist, dass Schwellenländeranleihen in der Vergangenheit sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Zinsen gut abgeschnitten haben. Das macht sie ausgesprochen attraktiv, würde ich sagen.“
Der Sektor wächst schnell, doch viele Anleger halten sich mit Allokationen in einigen Schwellenländern, etwa in Südamerika, weiter zurück. Gründe dafür sind als schwach empfundene Institutionen, die politischen Verhältnisse in diesen Staaten und ein Mangel an wirtschaftlicher Stabilität. „Warum sollte ich in einem Land wie Argentinien investieren, das seit seiner Unabhängigkeit vor 200 Jahren schon neunmal pleite war?“, fragt Bart van de Ven, Berater und für die Fondsauswahl Verantwortlicher bei Accuro Wealth Advice im belgischen Antwerpen. „Dafür sehe ich keine Notwendigkeit.“
Die Runde ist sich darüber einig, dass ein selektives Vorgehen wichtig ist, besonders bei Staats-, Quasi-Staats- und Lokalwährungsanleihen. Gleichwohl bewerten unsere Gesprächsteilnehmer die Fortschritte, die die Anlageklasse in den letzten Jahren gemacht hat, sehr positiv. So sagt Roman Mayer, der bei der Zürcher Privatbank UBP die Fondsanlagen von Privatkunden beaufsichtigt, Anlagen in Schwellenländern und vor allem in Asien seien heute nichts mehr, wovor man Angst haben müsse.
„Es handelt sich aus meiner Sicht mittlerweile um eine etablierte Anlageklasse“, so Mayer. „Viele Kunden haben Angst vor Anlagen in Schwellenländeranleihen, weil sie höhere Zahlungsausfälle befürchten. Doch da hat sich viel getan: Heute haben wir liquide, breiter gefächerte Märkte und heterogene Anlageklassen. Auch werden Unternehmen und Länder besser geführt als in der Vergangenheit. Aufsicht und Regulierung sind wesentlich effektiver und umfassender als früher. Das schließt weder Zahlungsausfälle noch Betrug aus. Doch mit dem richtigen Anbieter, der richtigen Lösung und einem gut durchdachten Prozess und einer klaren Anlagephilosophie lassen sich eine vernünftige Diversifizierung und auch Renditevorteile realisieren.“
Anlegern, die sich nicht sicher sind, auf welchen spezifischen Bereich des Anlageuniversums sie setzen sollen, verweist Lustig auf die Möglichkeit, einen flexiblen Ansatz zu wählen und innerhalb der Anlageklasse mehrgleisig zu fahren. „Ich persönlich bevorzuge bei Schwellenländeranleihen einen Mix“, sagt er. Mit einer Kombination von Staatsanleihen in Hart- und Lokalwährung und Unternehmensanleihen lässt sich die ganze Bandbreite der Anlageklasse in einem Portfolio abdecken. Das ist die Gelegenheit, die wir für viele unserer Kunden zu nutzen versuchen.“
Bei den derzeitigen globalen Trends erwartet Lustig, dass sich in den kommenden Jahren in den Schwellenländern möglicherweise die gleichen Chancen eröffnen werden wie in den Industrieländern vor zwei Jahrzehnten. „Das ist ein bisschen wie eine Reise in die Vergangenheit“, fügt er hinzu. „Wenn die Zinsen in den Schwellenländern fallen, bekommen wir vielleicht den gleichen Rückenwind, wie wir ihn in den Industrieländern in den letzten 20 Jahren hatten. Es gibt also immer noch die Chance, mit festverzinslichen Anlagen Kapitalgewinne zu erzielen. Wo ist das heutzutage sonst noch möglich?“
WICHTIGSTE RISIKEN
Transaktionen mit Wertpapieren, die in Fremdwährungen denominiert sind, unterliegen Wechselkursschwankungen, die den Wert einer Anlage beeinflussen können. Die Erträge können volatiler sein als die an anderen, etablierteren Märkten, bedingt durch Veränderungen des Marktumfelds oder der politischen und wirtschaftlichen Bedingungen. Bei Schuldtiteln könnte sich die finanzielle Situation (des Emittenten) durch eine Rating-Herabstufung oder einen Zahlungsausfall verschlechtern, was den Wert einer Anlage beeinflussen könnte.
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