Juni 2025, Am Horizont
Ihre Umsetzung vorausgesetzt, werden die Zölle der Trump-Regierung – in Kombination mit etwaigen Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner – in den USA Angebots- und im Rest der Welt Nachfrageschocks auslösen, deren Schwere von den Ergebnissen der laufenden Handelsverhandlungen und potenziellen rechtlichen Schritten gegen die Maßnahmen abhängt. So gut wie sicher ist jedoch, dass das Wirtschaftswachstum der beiden größten Volkswirtschaften der Welt, China und die USA, geringer ausfallen wird als zu Beginn des Jahres prognostiziert. Die Auswirkungen davon werden weltweit zu spüren sein – völlig unabhängig von potenziellen einzelnen Handelsabkommen.
Der Wachstumsausblick der USA ist mit Abwärtsrisiken konfrontiert – auch wenn die höheren wechselseitigen Zölle für China und andere Handelspartner ausgesetzt wurden. Den Unternehmen drohen steigende Beschaffungskosten, die auf die Gewinnspannen drücken und einige Betriebe zwingen würden, ihre Investitionspläne zurückzuschrauben. Zugleich dürften Zölle auf Konsumgüter die reale Kaufkraft verringern und die Konsumausgaben bremsen, die in den USA mehr als 70 % zum Bruttoinlandsprodukts beitragen. Jeder weitere Abwärtsdruck auf den US-Dollar könnte zudem die Aufwärtsrisiken für die Inflation verschärfen.
Auch wenn sich der US-Arbeitsmarkt bisher als widerstandsfähig erwiesen hat, bestätigen die jüngsten Daten, dass er nach einer außergewöhnlichen Anspannung in den Jahren 2022-2023 mittlerweile wieder eher ausgeglichen ist, sodass der Puffer nun so klein ist wie seit der Pandemie nicht mehr. Im Falle eines wesentlichen, anhaltenden Schocks für die Wirtschaftstätigkeit würde eine Beschleunigung der Entlassungen folglich die Arbeitslosenquote in die Höhe treiben.
Derweil befindet sich die US-Notenbank (Fed) in einem Spannungsfeld zwischen dem Risiko einer durch die Zölle angeheizten Inflation und einer schwächelnden Wirtschaft, das sich in diesem Jahr kaum auflösen dürfte. Donald Trump macht der Fed einigen Druck, Zinssenkungen vorzunehmen, doch konnte die Notenbank ihre Unabhängigkeit bislang erfolgreich verteidigen. Wir gehen davon aus, dass im verbleibenden Jahr die Themen Deregulierung und fiskalpolitische Stützung (etwa durch Steuersenkungen) zunehmend in den Fokus rücken werden, die das Wachstum in den USA ankurbeln könnten. Wir werden all diese Themen genau im Auge behalten, da sie Aufwärtsrisiken für die Wachstums- und Inflationsaussichten darstellen.
China ist in Sachen Zölle die wichtigste Zielscheibe der US-Regierung. So wird auch Chinas Wirtschaft im zweiten Halbjahr Gegenwind bekommen, wenngleich dieser anders geartet und weniger kräftig sein dürfte als in den USA. Während die Zölle durch Verhandlungen gesenkt werden konnten, wird das niedrigere Zollniveau immer noch großen Einfluss auf den Handel zwischen den beiden Wirtschaftsgiganten haben.
Ein Vorteil Chinas liegt darin, dass die USA ihren Handelskrieg praktisch gegen die ganze Welt führen, China jedoch nur gegen einen – die USA. China wird versuchen, seine Waren möglichst in andere Länder umzulenken, wo die Importzölle niedriger sind. Sollte dies in großem Maßstab gelingen, könnte das den Wachstums- und Deflationsdruck auf die chinesische Wirtschaft mildern – eine Wachstumsverlangsamung jedoch wahrscheinlich nicht verhindern können. Wir gehen davon aus, dass Peking ein Paket aus geld- und fiskalpolitischen Impulsen schnüren wird, um die durch die Zölle verursachte Wachstumsbremse zu lösen. Allerdings dieses Paket sukzessive und abhängig von den Daten auf den Weg gebracht werden – und nicht in einem einzigen Wurf.
Auch wenn die US-Zölle gegen China nicht mehr so hoch sind wie ursprünglich angedroht, werden sie sich in mehrfacher Hinsicht auf die Wirtschaft der Eurozone auswirken: Erstens, weil ein schwächeres Wachstum der chinesischen Wirtschaft die Nachfrage nach europäischen Exporten verringern wird; zweitens, weil chinesische Hersteller, die versuchen, ihre US-Exporte umzulenken, den europäischen Exporteuren auf anderen Märkten mehr Konkurrenz machen; und drittens, weil ein Anstieg der chinesischen Importe in die Eurozone zu einem Rückgang der Warenpreisinflation in der Region selbst beitragen wird.
Zusammen mit den direkten Auswirkungen der eigenen Handelsspannungen zwischen der Eurozone und den USA dürften diese sekundären, von China ausgehenden Auswirkungen im zweiten Halbjahr das Wachstum in Europa verlangsamen. Die Inflation dürfte auf kurze Sicht weiter sinken, während die Reform der deutschen Schuldenbremse der europäischen Wirtschaft einen Schub verleihen wird – der allerdings noch etwas auf sich warten lassen dürfte. Derweil dürfte das Tariflohnwachstum in der Eurozone weiter sinken, was der Europäischen Zentralbank (EZB) zusätzlichen Spielraum schafft, um ihre geldpolitischen Zügel weiter zu lockern. Wir erwarten mehrere Zinssenkungen, bevor die Inflationsrisiken im Jahr 2026 wieder steigen.
Derweil dürfte auch der Deflationsdruck in China auf andere Schwellenländer übergreifen, da durch die Umleitung chinesischer Exporte in andere Schwellenländer Preisdruck entsteht. Zusätzlich verstärkt werden könnte der Disinflationsdruck in den Schwellenländern durch ein schwächeres globales Wachstum und niedrigere Rohstoffpreise, wobei die Rohstoffproduzenten weiter unter Druck stehen dürften. Angesichts der hohen Unsicherheit werden die meisten Schwellenländer-Zentralbanken vorsichtig agieren und Daten abwarten, um ihren weiteren Kurs festzulegen – auch wenn der schwächere US-Dollar einigen von ihnen mehr Spielraum für Zinssenkungen verleiht, ohne einen Ausverkauf der Währung oder einen Inflationsschub zu riskieren.
Stand: 31. Mai 2025.
Nur zur Veranschaulichung. Die zukünftig erzielten tatsächlichen Ergebnisse können erheblich von den zukunftsgerichteten Aussagen abweichen.
Quelle: T. Rowe Price.
Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt werden von den Zöllen am stärksten betroffen sein, was unweigerlich Auswirkungen für alle anderen Regionen der Welt hat.
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