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Januar 2022 / MARKET OUTLOOK

Wie Sie Ihr Portfolio auf ein neues Umfeld ausrichten können

Unser Multi-Asset Solutions Team stellt eine Reihe von Anlageideen vor, um Portfolios für 2022 zu positionieren.

Auf den Punkt gebracht

 
  • Wenn sich die Welt von den schwerwiegenden Folgen der Pandemie erholt, wird die Welt auch an den Finanzmärkten eine andere sein – mit einem langsameren Wachstum, einer höheren Inflation und einer strafferen Geldpolitik.
  • Mit Blick auf die kommenden zwölf Monaten sehen wir fünf wichtige Themen, die die Performance der Finanzmärkte maßgeblich bestimmen werden: ein langsameres Wachstum, neue politische Prioritäten, eine Neubewertung der Fundamentaldaten, das Streben nach Nachhaltigkeit und insgesamt sinkende Anlegerrenditen.
  • Wir haben eine Reihe von Anlageideen identifiziert, die unseres Erachtens dazu beitragen können, das Portfolio gut durch die kommende Zeit zu navigieren.

Im Jahr 2020 geriet die globale Wirtschaft durch Corona komplett aus den Fugen. Dabei erlebten wir den stärksten Quartalseinbruch aller Zeiten, auf den das höchste Quartalswachstum seit Menschengedenken folgte. Das Jahr 2021 entwickelte sich wieder stabiler, gestützt auf beispiellose geld- und fiskalpolitische Stützungsmaßnahmen, die für eine kontinuierlich steigende Nachfrage sorgten. Das Angebot konnte jedoch nur schwer Schritt halten, was zu Engpässen, Preissteigerungen und Anzeichen für eine Wachstumsverlangsamung führte. So befindet sich die Welt zwar auf dem Weg der Genesung – doch sie hat sich noch nicht gänzlich erholt.

Mit Blick auf das Jahr 2022 sollten sich die Anleger nach der Pandemie auf eine „ungewöhnliche Normalität“ einstellen. Dabei muss die Politik sorgfältig abwägen zwischen der Kontrolle der Inflation und der Unterstützung der Volkswirtschaften, die weiterhin mit der Pandemie zu kämpfen haben. Darüber hinaus stehen die Märkte potenziell an der Schwelle zu einem wesentlichen Regimewechsel: dem Übergang in eine Welt mit höherer Inflation, steigenden Anleiherenditen sowie einer strafferen Geld- und Finanzpolitik. In Kombination mit den hohen Bewertungen über alle Assetklassen hinweg stehen die Anleger nun vor ungewohnten Herausforderungen – und die Finanzmärkte vor einer Zeit hoher Unsicherheit.

Auch wenn unkalkulierbare Faktoren (wie die Entdeckung der Omikron-Virusvariante im November 2021) das Blatt schnell wieder wenden könnten, glauben wir, dass die Performance der Finanzmärkte in den kommenden Monaten maßgeblich von fünf wichtigen Themen beeinflusst werden wird:

1) ein langsameres Wachstum

2) ein sich wandelndes politisches Umfeld

3) eine Neubewertung der Fundamentaldaten

4) das Streben nach Nachhaltigkeit

5) niedrigere Anlegerrenditen

1.     Verlangsamtes Wachstum

Mit Blick auf 2022 erwarten wir, dass das Angebot die Nachfrage wieder einholen wird, weshalb sich das Wachstum verlangsamen dürfte. Üblicherweise braucht es eine gewisse Zeit, bis sich Versorgungsengpässe wieder auflösen. Daher glauben wir, dass der Wachstumsmotor zwar ins Stocken geraten ist, jedoch nicht abgewürgt wurde. Zugleich erwarten wir eine anhaltend erhöhte Inflation.

Trotz einiger wachstumshemmender Faktoren, darunter die Ausbreitung neuer Covid-Varianten, die anhaltenden Lieferengpässe und der zunehmende Arbeitskräftemangel in einigen Ländern, ist die weltweite Wirtschaftserholung unseres Erachtens weiter auf Kurs. Unseres Erachtens wurde die wirtschaftliche Erholung durch die Ausbreitung der Delta-Virusvariante zwar verzögert, jedoch nicht zum Entgleisen gebracht. Daher könnte das Wachstum in den kommenden Quartalen etwas robuster ausfallen, als es sonst der Fall gewesen wäre.

Obwohl die fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen, die den Aufschwung anfänglich gestützt haben, ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheinen, dürften die großen Zentralbanken ihre Geldpolitik lediglich schrittweise straffen. Im Zuge der nachlassenden staatlichen Unterstützung dürfte sich der Schwerpunkt des Wachstums auf die Infrastrukturinvestitionen verlagern, die beispielsweise im Rahmen des Übergangs zu einer grünen Wirtschaft erforderlich sind.

Die entscheidende Frage lautet, ob sich der Inflationsschub als vorübergehend oder als anhaltend erweist. In vielen wichtigen Volkswirtschaften ist die Teuerungsrate mittlerweile so hoch wie noch nie in diesem Jahrhundert – was an den Märkten Unsicherheit auslöst. Daher werden die Anleger genau beobachten müssen, welche Maßnahmen die Regierungen und Zentralbanken ergreifen, um dem Preisdruck zu begegnen, ohne das Wachstum zu gefährden.

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2.     Ein sich wandelndes politisches Umfeld

Die Zentralbanken fahren ihre ultralockere Geldpolitik allmählich zurück, und die Anleger sollten sich sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten auf volatile Phasen einstellen.

Weltweit beobachten wir einen allmählichen zyklischen Übergang zu einer strafferen Geldpolitik – wenngleich die Zentralbanken dabei in unterschiedlichem Tempo vorgehen. So zeigt sich die Europäische Zentralbank (EZB) weiter zurückhaltend und wird die Bank of Japan (BoJ) voraussichtlich noch eine Weile an ihrer expansiven Politik festhalten. Hingegen hat die US-Notenbank (Fed) bereits begonnen, die quantitative Lockerung zurückzunehmen, während die Bank of England (BoE) voraussichtlich um die Jahreswende herum mit Zinserhöhungen beginnt. Derweil haben in den Schwellenländern schon einige Zentralbanken die Zinsen angehoben, um die Inflation einzudämmen.

Tapering und Inflationsdruck sind also in vollem Gange, weshalb sich das Blatt in Richtung höhere Zinsen zu wenden scheint. Allerdings scheint die Fed ein langsames Vorgehen zu bevorzugen, sodass die US-Zinsen bis 2022 in einer relativ engen Bandbreite verharren dürften. Für zusätzliche Volatilität an den Anleihemärkten könnte indessen die US-Finanzpolitik sorgen, beispielsweise durch eine Anhebung der Steuern oder durch anhaltende Konflikte in Sachen Schuldenobergrenze.

Für Festzinsanleger ist der Zeitpunkt unserer Meinung nach günstig, um das Portfolio über verschiedene Kreditmarktsegmente und Regionen hinweg zu diversifizieren. Während sich die Kreditspreads in den meisten Segmenten weiter einengen, beobachten wir weltweit zunehmende Performancedifferenzen, weshalb es mehr denn je auf eine gezielte Auswahl ankommt – beispielsweise an den globalen Märkten für Hochzins- und Schwellenländeranleihen.

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3.     Neubewertung der Fundamentaldaten

Einige Triebkräfte, die über zwei Jahrzehnte lang für solide Unternehmensgewinne gesorgt haben, verlieren möglicherweise an Kraft und werden durch neue abgelöst. Daher gilt es, die Fundamentaldaten neu auf den Prüfstand zu stellen, um jene Unternehmen zu identifizieren, die morgen Erfolgsgeschichte schreiben werden, und jene Unternehmen zu meiden, die hinter der Zeit zurückbleiben.

Nach einer praktisch unaufhaltsamen Rally im Jahr 2021 läuten die Aktienmärkte das Jahr 2022 mit hohen Bewertungen und einer glänzenden Anlegerstimmung ein. Was die Gewinnaussichten der Unternehmen betrifft, so folgte auf ein erstes Halbjahr 2021, in dem die Unternehmen ihre Prognosen immer weiter nach oben korrigiert hatten, ein drittes Quartal mit stagnierenden Erträgen.

Die entscheidende Frage lautet, ob sich der jahrzehntelange Trend steigender Gewinnmargen umkehren wird. Dieser positive Trend bei der Rentabilität war auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung, aber auch die niedrigen Realzinsen und Unternehmenssteuern. Heute scheint die Globalisierung an ihre Grenzen zu stoßen. Zugleich dürften die Zinsen kaum weiter sinken, während die Unternehmenssteuern in den USA möglicherweise steigen werden. Wir glauben, dass einige langfristige, strukturelle Faktoren, darunter die technologische Disruption in verschiedenen Branchen, weiterhin intakt sind. Eine zyklische Erholung könnte indessen bei Value-Aktien sowie bei Aktien aus Japan und den Schwellenländern neue Anlagechancen eröffnen. Dabei wird es weiterhin entscheidend auf eine breite Diversifizierung und kompetente Titelauswahl ankommen.

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4.     Streben nach Nachhaltigkeit

Der Übergang in eine nachhaltige Welt mit sauberer Energie wird viele Jahre dauern und nicht synchron verlaufen. Zugleich könnten die Energiepreise in der Übergangsphase hoch bleiben.

Der jüngste COP-26-Gipfel in Glasgow hat uns klar vor Augen geführt, dass die Nachhaltigkeit der Wirtschaftssysteme auch im Jahr 2022 weltweit ganz oben auf der politischen Agenda stehen wird. Dabei dürften die Anfälligkeit der globalen Transportnetze und Lieferketten, die Erdgasknappheit in Europa, das hohe Nachfragewachstum in China sowie der längerfristige Bedarf an Investitionen zur Verringerung der CO2-Emissionen für Herausforderungen sorgen. Wir glauben, dass die neuen Prioritäten der Politik einen Boom bei öffentlichen und privaten Infrastrukturinvestitionen auslösen könnten, der 2022 potenziell für zusätzliches Wirtschafts- und Gewinnwachstum sorgt.

Unserer Ansicht nach könnte der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft einen neuen „Nachfrage-Superzyklus“ bei bestimmten Rohstoffen (z. B. Lithium, Nickel und Kupfer) und bei Industriegütern auslösen, die für die Entwicklung von erneuerbaren Energien und Speichersystemen sowie die Modernisierung der Stromnetze gebraucht werden. Während sich die Investitionen letztlich in Kapazitäts- und Produktivitätssteigerungen niederschlagen sollten, könnten die Nachhaltigkeitsbemühungen auf kurze Sicht für zusätzlichen Preisdruck sorgen, insbesondere, wenn sie mit einer Rückverlagerung der Lieferketten einhergehen.

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5.     Niedrigere Finanzmarktrenditen

Hohe Bewertungen, nachlassende Konjunkturimpulse, steigende Realzinsen und ein sich verlangsamendes Gewinnwachstum lassen erwarten, dass die Renditen sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten bescheidener ausfallen als in der Vergangenheit.

Auch wenn sich ein hohes Bewertungsniveau direkt auf die langfristigen – und nicht auf die kurzfristigen – Renditen auswirkt, lassen die aktuell hohen Bewertungen erwarten, dass die künftigen Renditen bescheidener ausfallen als in den letzten zehn Jahren. Anleger haben zwei Möglichkeiten, um darauf zu reagieren: entweder, sie finden sich mit niedrigeren Renditen ab, oder sie passen ihr Portfolio an das neue Umfeld an. Bei sinkenden Marktrenditen lässt sich die Performance durch ein kompetentes aktives Management steigern, das eine aktive Bottom-up-Titelauswahl, eine dynamische Top-down-Assetallokation und eine kreative Nutzung neuer Renditequellen und neuer Techniken zur Risikominderung umfasst. 

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In Zeiten großer Umbrüche, in denen alte Paradigmen verblassen und sich neue den Weg bahnen, entsteht an den Finanzmärkten üblicherweise Unsicherheit und Volatilität. Ein solches Umfeld ist potenziell voller Risiken und Herausforderungen – aber ebenso voller Chancen und Möglichkeiten. Wir sehen drei Strategien, um das Portfolio durch turbulente Zeiten wie diese zu steuern: 1) eine optimierte Multi-Asset-Diversifizierung; 2) die Nutzung des globalen Aktien- und Anleiheuniversums; und 3) eine kompetente aktive Titelauswahl und Assetallokation.

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Ritu Vohora Investmentspezialistin, Kapitalmärkte