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April 2024 / Arif Perspectives

Beimischung von EM Anleihen?
Lokalwährungsanleihen bieten attraktive Chancen.

Aus der Praxis
Autor
Arif Husain
Head of Fixed Income and Chief Investment Officer, Fixed Income 

Nach meinen Gesprächen mit unseren internationalen Kunden im ersten Quartal 2024 zu urteilen, erkennen viele Anleger, dass sie in ihrem globalen Festzinsportfolio zu wenig in den Schwellenländern investiert sind. Ein Grund dafür liegt darin, dass Schwellenländeranleihen im Jahr 2023 herausragende Renditen und eine deutliche Outperformance gegenüber Anleihen der globalen Industrieländer und gegenüber Investment Grade-Anleihen der USA erzielt haben.[1]

Auch wenn manche Anleger vor einem Engagement in China zurückschrecken mögen, so sprechen doch die fundamentale Stärke der verschiedenen Schwellenmarktanleihen-Segmente (USD- oder EUR-Hartwährungs-Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Lokalwährungs-Staatsanleihen) sowie ihre attraktiven Diversifizierungsmerkmale klar für eine strukturelle Allokation in Schwellenländeranleihen.

Meiner Meinung nach gibt es fünf Argumente, die für ein Engagement an den Schwellenmärkten in einem globalen Festzinsportfolio sprechen:

1. Bessere Kreditqualität, tiefere Kapitalmärkte

Verschiedene Entwicklungsländer haben in den 1990er Jahren die Krisenzeiten hinter sich gelassen und notwendige Reformen eingeleitet, um für mehr Nachhaltigkeit in Bezug auf ihr langfristiges Wachstum und ihre Verschuldung zu sorgen. Seitdem hat sich die Kreditqualität in der Anlageklasse Schwellenländeranleihen deutlich verbessert. Während es bis Mitte der 1990er Jahre keinen staatlichen Emittenten mit Investment-Grade-Rating gab, verfügt heute mehr als die Hälfte der Schwellenländer über ein Investment-Grade-Rating.

Vor diesem Hintergrund hat sich nicht nur die Kreditqualität verbessert. Gleichzeitig haben sich auch die Kapitalmärkte für die Schwellenländer vertieft. Heute finanzieren sich diese Länder in erster Linie in ihren eigenen Landeswährungen statt in Hartwährungen. Zugleich ist auch der Markt für Schwellenmarkt-Unternehmensanleihen in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gewachsen, sodass sie heute eine größere Rolle spielen als ausländische Schwellenmarkt-Staatsanleihen. Wir gehen davon aus, dass Unternehmensanleihen der Schwellenländer in den nächsten zehn Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden und der Markt seinen Status als weniger volatiler Zugang zum starken Wirtschaftswachstum der Schwellenländer beibehalten wird.

2. Aktuelle Schuldenprobleme als Katalysator für Reformen

Diese langfristigen Verbesserungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass einige Schwellenländer nach wie vor ein höheres Risiko aufweisen als die Industrieländer. Dies zeigt sich vor allem an der Auslandsverschuldung, die sich erst kürzlich von einer der akutesten Phasen der Schuldenkrise seit den 1990er Jahren erholt hat. Aktuell stammt fast die Hälfte der Kreditspreads bei Schwellenmarkt-Staatsanleihen[2] von ein paar wenigen notleidenden Märkten. Seitdem die Coronakrise weite Teile der Weltwirtschaft lahmgelegt und die US-Notenbank den aggressivsten Zinserhöhungszyklus seit den 1970er Jahren eingeleitet hat, erlebten verschiedene Emittenten mit CCC-Rating Zahlungsausfälle und Umstrukturierungen.

Wir glauben jedoch, dass der Markt gestärkt aus der Krise hervorgehen wird, da die Länder weiterhin auf interne Reformen drängen. Das zeigt sich beispielsweise im Oman an einem deutlichen Schuldenabbau und in Angola an einer demokratischeren Regierung mit Antikorruptionspolitik. Zudem werden verschiedene Länder, darunter Sri Lanka oder Sambia, in Kürze mit einer nachhaltigeren Schuldenlast und Politik aus ihrer Umschuldung hervorgehen.

3. Möglichkeiten zur Diversifizierung des Portfolios

Die Schwellenländer bieten potenziell ein Engagement in Wirtschaftszyklen, die sich deutlich von denen der Industrieländer unterscheiden. So haben etwa in einigen Schwellenländern wie Brasilien und Chile die Zentralbanken bereits die Zinsen gesenkt, während in den meisten großen Industrieländern eine Lockerung noch auf sich warten lässt.

Zudem ist die Wirtschaft in den Schwellenländern anders aufgestellt, weshalb einige von ihnen von bestimmten Makrotrends profitieren, die die meisten Industrieländer belasten. So würden beispielsweise steigende Energiepreise die Kreditwürdigkeit von rohstoffexportierenden Ländern wie Kolumbien stärken, und profitiert beispielsweise Chile als weltweit größter Kupferproduzent von den jüngsten Preissteigerungen.

Möglichkeiten zur Diversifizierung sehen wir zudem innerhalb der breiten Anlageklasse der Schwellenländeranleihen: So bietet das Segment Auslands-Staatsanleihen ein Engagement in mehr als 80 Emittenten und ein breites Spektrum an Bonitätskategorien, während Unternehmensanleihen eine Positionierung in einer Vielzahl an erstrangigen Unternehmen und Lokalwährungs‑Staatsanleihen ein Engagement an den Zinsmärkten ermöglichen. Anleger können zudem Wechselkursrisiken als Faktor bei Lokalwährungsanleihen und als zusätzliche potenzielle Quelle für differenzierte Renditen einbeziehen.

4. Unternehmensanleihen bieten ein Engagement sowohl in den Schwellen- als auch den Industrieländern

Insbesondere Schwellenländer‑Unternehmensanleihen bieten potenziell eine qualitativ hochwertige Möglichkeit, sich in Unternehmen zu positionieren, die zu den globalen Branchenführern zählen. Das Spektrum an Unternehmen reicht von Backwarenherstellern bis hin zu Stahl- und Zementproduzenten, die nicht nur an ihrem heimischen Markt, sondern auch in den Industrieländern eine bedeutende Präsenz haben.

Dabei unterliegt das Rating der Emittenten von Schwellenmarkt-Unternehmensanleihen mitunter einer effektiven Obergrenze abhängig davon, in welchem Land sie beheimatet sind. Das hat zur Folge, dass die betreffenden Unternehmensanleihen ein niedrigeres Rating aufweisen (und oft auch eine höhere Rendite abwerfen), als es ihrer tatsächlichen fundamentalen Kreditqualität entspricht.

5. Lokalwährungsanleihen haben erstaunlich defensive Merkmale

Aufgrund ihrer geringen Korrelation mit dem Zinsniveau in den Industrieländern weisen Lokalwährungsanleihen mitunter erstaunlich defensive Merkmale auf, insbesondere, wenn Währungsrisiken abgesichert werden, um die mit Wechselkursschwankungen verbundene Volatilität zu eliminieren. Wenn Anleger die Zins- und Währungskomponenten von Lokalwährungsanleihen als separate Anlageentscheidungen behandeln, können sie sich in Bezug auf ihre Einschätzung der lokalen Zentralbankpolitik oder der Wechselkursentwicklung direkt positionieren. Zugleich lässt sich die Gesamtvolatilität auf ein Niveau steuern, das der gewünschten Risikobereitschaft besser entspricht.

Auch wenn einige Schwellenländer bereits mit der Lockerung ihrer Geldpolitik begonnen haben, bieten Lokalwährungsanleihen aufgrund ihrer Korrelation mit dem lokalen Zinsniveau nach wie vor attraktive Anlagechancen. Tatsächlich bieten Lokalwährungsanleihen der Schwellenländer meines Erachtens derzeit die besten Möglichkeiten, um die fundamentalen Stärken und Diversifizierungsvorteile dieser Anlageklasse zu nutzen. Hinsichtlich der Bedenken, die ein Engagement in Schwellenländeranleihen in Bezug auf die Positionierung in China mit sich bringt, werden wir unsere Ansichten in einem der nächsten „Ahead of the Curve“-Posts erläutern.

 

 

 

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Repräsentiert durch den J.P. Morgan Emerging Market Bond Index Global Diversified.

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