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Februar 2021 / VIDEO

Schwellenländer: Übersehen und unterschätzt?

Erörterung der Argumente für eine strategische Allokation in den Emerging Markets

In einer von Citywire veranstalteten Diskussionsrunde gehen Anlageexperten der Frage nach, warum die Schwellen- und Entwicklungsländer in global diversifizierten Portfolios noch immer unterrepräsentiert sind.

  • Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions für Europa, den Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika bei T. Rowe Price
  • Roman Mayer, Global Head of Fund Advisory bei UBP
  • Ulrich Voss, Head of Capital Markets bei Tresono Family Office
  • Bart van de Ven, Berater und Fondsselektor bei Accuro Wealth Advisors

Trotz der Nervosität, die in letzter Zeit geherrscht hat, sind die fundamentalen Rahmen­bedingungen für die Schwellenländer günstig. Die Mehrzahl der Teilnehmer an der von Citywire zusammen mit T. Rowe Price veranstalteten virtuellen Diskussionsrunde war ungeachtet der globalen Handelsspannungen und der Zunahme der Volatilität der Auffassung, die Argumente für Investments in den Emerging Markets (EM) seien weiterhin stichhaltig.

Traditionell nutzen viele Anleger die Schwellenländer aus taktischen Gründen. Doch was ist es, das Anleger an diesen Märkten auch strukturell spannend finden?

Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions für Europa, den Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika bei T. Rowe Price, nennt drei Hauptgründe, die aus seiner Sicht für eine strategische Allokation in den Schwellenländern sprechen. Eine davon ist der Portfolioaufbau.

Die Schwellenländer können eine strategische Rolle spielen, besonders in weltweit anlegenden Portfolios.

- Yoram Lustig

„Mit 10% haben Schwellenländeraktien im MSCI All Country World Index kein ganz geringes Gewicht. China allein hat einen Anteil von rund 5% an dem Index“, so Lustig. „Das allein zeigt schon, dass Schwellenländer eine strategische Rolle spielen können, besonders in weltweit anlegenden Portfolios.“

Richten wir den Blick einmal auf den Rentenbereich: EM-Anleihen können Anlegern neben ihrem Beitrag zur Diversifikation überdurchschnittliche Kapitalgewinne und laufende Erträge bieten. „Sie mögen als riskantere Anlageklasse gelten, doch in Wahrheit kann eine EM-Allokation das Gesamtrisiko eines Portfolios senken.“

Dabei haben die Schwellenländer mehr zu bieten als Diversifikation. Lustig hebt das Renditepotenzial hervor und verweist auf die wachsende Kluft zwischen den Aktienrenditen in den Industrie- und den Schwellenländern: „Für US-Standardwerte im Wachstumssegment erwarten wir derzeit für die nächsten fünf Jahre eine Rendite von 5,3% p. a., verglichen mit 7,3% p. a. für Aktien aus Schwellenländern.1 Das ist ein Unterschied von zwei Prozentpunkten. Für EM-Anleihen erwarten wir in den nächsten fünf Jahren eine Rendite von jeweils 3,9%, verglichen mit nur 1,9% für Anleihen weltweit. Auch hier bieten die Schwellenländer ein Renditeplus von zwei Prozentpunkten im Jahr.“

Insgesamt, so Lustig, bieten die Schwellenländer mehr Möglichkeiten zum Generieren von Alpha als die Industrieländer.

Als dritten Grund für strategische Investments an diesen Märkten nennt Lustig den Dreiklang von Wachstum, Demografie und Wandel.

Zusammen genommen verzeichnen die Schwellenländer ein höheres Wachstum als die Industrieländer, haben jüngere Bevölkerungen und erleben gerade eine Reihe bedeutender positiver Veränderungen, zu denen insbesondere ein stärkerer Fokus auf die Unternehmensführung („Corporate Governance“), das Wachstum der Mittelschicht und ausgewogenere Volkswirtschaften zählen. „Ein Rückgang der Inflation könnte beispielsweise in einigen Schwellenländern zu sinkenden Zinsen führen. Dadurch würden die Vermögenspreise wahrscheinlich zusätzlichen Auftrieb erhalten“, sagt Lustig.

Roman Mayer, Global Head of Fund Advisory bei UBP, teilt diese Ansicht: „Wir sehen eine günstige demografische Situation und eine geringere Schuldenlast. Daher kann man wohl zu Recht sagen, dass die Schwellenländer die Erwartungen erfüllt haben.“

Die Emerging Markets sind heute wesentlich weniger von Rohstoffproduzenten abhängig. Vielmehr beherbergen sie eine wachsende Zahl erfolgreicher lokaler Unternehmen.

- Ulrich Voss

Die Schwellenländer verzeichneten in den vergangenen 20 Jahren ein bemerkenswertes Wachstum, allen voran China. Mayer weist darauf hin, dass die weltweit größten Börsengänge in China stattfinden und dass dort auch die größten Technologieunternehmen beheimatet sind. Dennoch scheuen viele Anleger immer noch vor einem Engagement in den Schwellenländern zurück.

„Ich verstehe die Vorbehalte wegen der Volatilität von EM-Aktien. Die ist tendenziell höher als in anderen Anlageklassen“, so Mayer. „Ich habe auch Verständnis, wenn jemand den eigenen heimischen Markt bevorzugt. Bei ganzheitlicher Betrachtung sollte man die Schwellenländer jedoch als strategische Allokation unbedingt in Betracht ziehen – ob nun in Form von festverzinslichen Papieren oder von Anlagen an den Frontier-Märkten –, ohne zu versuchen den perfekten Zeitpunkt abzupassen.“

Vorsicht, wenn die Musik aufhört zu spielen

Im aktuellen Umfeld mit seinen extremen Bedingungen sind Mayers Ausführungen besonders relevant. Immer mehr Anleger blicken auf eine kleine Zahl von Unternehmen. „Alle möchten die Zooms, Googles und Amazons besitzen, aber dieses Spiel kann nicht endlos weitergehen“, warnt Mayer. „Irgendwann ist die Party zu Ende, und deshalb sollte man besser schon jetzt auf eine angemessene Diversifikation bedacht sein. Doch nach wie vor lassen sich viele Anleger von ihren Vorurteilen davon abhalten, Geld in den Emerging Markets zu investieren.“

Könnte ein schwacher US-Dollar als Katalysator wirken und die Anleger veranlassen, ihre Zurückhaltung in Bezug auf die Schwellenländer aufzugeben?

Das zumindest glaubt Ulrich Voss, Head of Capital Markets bei Tresono Family Office. Er empfiehlt jedoch zugleich, die Gesamtlage im Blick zu behalten: „Eine isolierte Betrachtung ist nicht möglich. Der Dollar ist zwar schwächer, aber wir haben zugleich ein Umfeld, in dem der Rückgang der Nachfrage in den Industrieländern andere Probleme verursacht hat. Auf lange Sicht müssen die Schwellenländer meines Erachtens strategisch betrachtet werden.

„In den 1980er und 1990er Jahren wurde gewitzelt, ein Emerging Market sei ein Markt, aus dem man im Notfall nicht aussteigen könne („emerging markets are a market you cannot emerge from in an emergency”). Ich denke, das hat sich geändert. Die Schwellenländer sind heute wesentlich weniger von Rohstoffproduzenten abhängig. Vielmehr beherbergen sie eine wachsende Zahl erfolgreicher lokaler Unternehmen.“

Bart van de Ven, Berater und Fondsselektor bei Accuro Wealth Advisors, ist von den erzielten Fortschritten indessen nicht überzeugt.

Er sieht die Qualität von EM-Anlagen mit Skepsis und sagt: „Alle Gründe, dort zu investieren – das Wachstum, die demografische Situation usw. –, gab es auch schon vor 20 Jahren. Viele Schwellenländer wie Brasilien, Argentinien, Südafrika und die Türkei hatten aber in diesem Zeitraum ihre Probleme, bei Aktien genauso wie bei Anleihen. Wir finden in diesen Ländern nicht die Qualität, nach der wir suchen, und unsere EM-Allokation ist deshalb ausgesprochen klein."

Lustig von T. Rowe Price empfindet das knappe Angebot an erstklassigen Aktien dagegen als Chance für aktive Portfoliomanager. „Wer in der Lage ist, Nischen von Qualität ausfindig zu machen, kann verborgene Schätze entdecken. Das können Unternehmen, aber auch Länder sein, die gute Aussichten haben, von künftigen Veränderungen zu profitieren“, erläutert er.

Aus Sicht von Lustig hat sich die generelle Qualität in den Schwellenländern während der vergangenen zwei Jahrzehnte deutlich verbessert. Die Volatilität ist erheblich gesunken, und die Kursrückschläge sind nicht mehr so heftig wie früher. Der Anteil von Papieren mit Investment-Grade-Rating ist in den Indizes für Schwellenländeranleihen ebenfalls gestiegen, fügt Lustig hinzu.

„Die Schwellenländer haben bei der Steigerung der Qualität große Fortschritte gemacht. Man muss allerdings auch in der Lage sein, dies mit Fundamentalanalysen zu verifizieren. Das erfordert erhebliche Ressourcen und harte Arbeit – einfach ist das nicht, aber darin liegt der Vorteil. Durch die Knappheit von Qualität bietet sich im Grunde eine besondere Chance, Alpha zu generieren. Ja, man muss vorsichtig sein, und ja, man muss selektiv sein, aber das ist gerade das Schöne an der Anlageklasse.“

 

WICHTIGSTE RISIKEN

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